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DOI: 10.1055/s-2002-33987
Karl F. Haug Verlag, in: MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG
Phytotherapeutische lektinnormierte Misteltherapie in der Onkologie - Update 2002
Publication History
Publication Date:
10 September 2002 (online)

Ursprung der Mistel-(Lektin)-Therapie
Die Mistel (Viscum album L.) wurde als Naturheilmittel bereits von Hippokrates und arabischen Ärzten verordnet, ehe Rudolf Steiner in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wässrige Extrakte aus der Mistel zur Behandlung von Tumorerkrankungen nach anthroposophischen Gesichtspunkten propagierte.
Wässrige Mistelextrakte haben eine komplexe Zusammensetzung. Seit den fünfziger Jahren wurden verschiedene Mistelinhaltsstoffe isoliert, unter anderem niedermolekulare Substanzen (phenolische Pflanzensäuren, Flavonoide) und höhermolekulare Verbindungen (Viscotoxine, Polysaccharide, Glykoproteine/Lektine).
Erst durch Weiterentwicklung der analytischen Messverfahren wurde es zu Beginn der achtziger Jahre möglich, diese pflanzlichen Wirkstoffe in größeren Mengen zu isolieren, zu charakterisieren und ihre pharmakologische Wirkung (zumindest teilweise) zu evaluieren.
Im Rahmen dieser Untersuchungen stellte sich heraus, dass die immunaktive Wirkung der Mistelextrakte unter anderem von deren Lektingehalt abhängt. Die (Mistel-)Lektine werden qualitativ nach ihrer Zuckerspezifität in zwei Gruppen eingeteilt: Galaktosid(Gal)-spezifische Lektine und N-Acetylgalaktosamin (GaINAc)-spezifische Lektine.
In Misteln von Laubbäumen überwiegt das Gal-spezifische Lektin (Mistellektin-1/ML-1), während in Misteln der Nadelbäume vorwiegend das GalNAc-spezifische Lektin (ML-2) nachgewiesen wird.
Zur Zeit sind mehrere Mistelpräparate auf dem deutschen Markt, die nach unterschiedlichen Verfahren hergestellt werden. Dabei werden Misteln differenter Wirtsbäume zu verschiedenen Jahreszeiten geerntet und verarbeitet. Definierte anthroposophische Herstellungsverfahren unterwerfen die Mistelextrakte einer Fermentierung durch Lactobacillus-Species, wodurch insbesondere das ML-1 teilweise abgebaut wird.
Wässrige Mistelextrakte werden bislang von der „wissenschaftlich begründeten Medizin” in die Gruppe von Therapeutika mit vermeintlicher, jedoch nicht ausreichend nachgewiesener klinischer Wirksamkeit eingeordnet. Um eine verantwortungsbewusste Anwendung nach wissenschaftlichen Kriterien zu ermöglichen, wurden Mistelpräparate auf ihre Wirksamkeit geprüft. Vor allem durch die Definition einer immunaktiven Komponente (ML-1) und Evaluation der durch sie bedingten pharmakologischen und immunologischen beziehungsweise toxikologischen Reaktionen wird die klinische Anwendung der Mistelpräparate standardisierbar und für die wissenschaftlich orientierte Medizin relevant [[1]].
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Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. med. Josef Beuth
Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren Universität
zu Köln
Robert-Koch-Str. 10
50931 Köln